Gebären in Zeiten der Krise

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind wohl die sensibelsten Phasen im Leben einer Frau. Hoch empfindsam, feinfühlig, emotional, unsicher, hoffnungsvoll. Mal voller Freude und dann voller Zweifel. Liebe und Leid gehen oft Hand in Hand. Die Basis, der Ort der Sicherheit gibt, die Kraftquelle ist oft der Partner/die Partnerin und die Familie. Stabilität in Zeiten des Umbruchs, des Sturms ist so nötig – und gerade in Zeiten wie diesen so schwer zu bekommen.

Das Gesundheitssystem steht derzeit vor riesigen Aufgaben. Der Umbruch ist da, spürbar für alle. Doch diejenigen, die es in diesen Zeiten besonders hart trifft, sind neben den schwerkranken Personen die werdenden Mütter.

Für manche werdende Eltern ist sich der Geburtsvorbereitungskurs zeitlich vielleicht gerade noch ausgegangen, bevor die Ausgangsbeschränkungen geltend gemacht wurden. Für andere wurde er kurzfristig abgesagt. Manche stehen nun vor der Herausforderung, dass eine Kreissaalbesichtigung vor der Geburt nicht möglich ist. Die eigene Hebamme oder der eigene Arzt plötzlich nicht zur Verfügung steht.

Der Mann, bzw. die Person, die unbedingt als Anker bei der Geburt dabei sein soll, darf derzeit nach heutigem Stand, WIEDER mit in den Kreissaal (wenn Mutter und Begleitung symptomfrei sind). Vor und nach der Geburt gilt jedoch auch für die Gebärstationen Besuchsverbot. Schwer trifft es daher auch die Mütter, die als Risikoschwangerschaften bereits auf der Station liegen. Manche wahrscheinlich schon (oder noch) wochenlang wenn alles gut geht.

Jedoch soll es ein kleiner Trost sein, dass die Sperre bei der Geburt aufgehoben ist. So darf der Mann/die Begleitung die Stütze sein, die in dieser Phase des Lebens so sehr gebraucht wird. Wo ohnehin im Außen nichts sicher und konstant ist, darf sich Frau in dieser Phase geschützt und begleitet von einer vertrauten Person wissen.  

Die verordneten Maßnahmen werden hier nicht zur Debatte gestellt. Darum geht es hier nicht. Alles hat, objektiv betrachtet, seinen Sinn. Mir geht es darum, trotzdem hinzuschauen. Anzuerkennen, dass diese Zeiten nun für viele Schwangere sehr schwere Zeiten sind. Mitzufühlen. Zu helfen.

Wir alle sind den Umständen völlig ausgeliefert, doch schwangere Frauen und gebärende Frauen befinden sich sowieso körperlich und emotional in einem Ausnahmezustand. Und nun kommt ein weiterer Ausnahmezustand von außen hinzu, was es für viele schwerer macht.

Viele Frauen können sich gut auf die neue Situation einstellen und einlassen. Sie wissen um ihre eigene psychische Stärke und sind mutig, kräftig und selbstsicher.

Viele Frauen haben mit dieser Situation jedoch ihre Schwierigkeiten. Sind unsicher, ängstlich und traurig.

Und doch, irgendwie muss nun in dieser Phase der Welt, jede gebärende Frau hier durch. Egal wie stark oder wie machtlos sie sich fühlt. Wie verbunden mit der Welt oder wie Mutterseelen allein. Es hilft wahrscheinlich auch nicht zu wissen, dass diese Tage auch vergehen werden. Denn, rational weiß das natürlich jeder. Doch emotional ist es ein Ausnahmezustand.

Ideen, für die Geburt und die Zeit danach

Deswegen möchte ich dir ein paar Ideen mitgeben, wie du deine Schwangerschaft in den letzten Zügen noch bestmöglich gestalten kannst und wie du dich auf die Geburt bestmöglich einstellen kannst.

  • Geburtsvorbereitungskurse sowie Hypnobirthingkurse gibt es mittlerweile auch schon online
  • Hast du noch länger Zeit bis zur Geburt, überlege dir, ob du der Typ für eine Hausgeburt bist oder ob du eine andere Ausweichmöglichkeit hast (Privatklinik etc. – derzeit gelten dort oft noch andere Zutrittsbestimmungen). Auch ambulante Geburten in Kliniken sind möglich
  • Suche dir eine Hebamme, die du vor und auch nach der Geburt anrufen kannst um mit ihr deine Fragen und Sorgen zu teilen
  • Halte dir vor Augen, dass du nur wenige Tage ohne deinen Partner/deiner Partnerin/deiner Begleitung im Krankenhaus sein wirst
  • Imaginationen wie ,,Der sichere Ort“ oder ,,Der innere Garten“ können dich schon in der Schwangerschaft immer wieder erden und dir helfen, ruhig zu werden. Atemübungen und Imaginationen können dich auch gut durch die Geburt begleiten
  • Auch das Arbeiten mit dem ,,Inneren Kind“ kann sehr bereichernd sein
  • Hast du häufig Angst, lege ich dir neben den Imaginationen auch die ,,Emotional Freedom Technique“ ans Herz. Hierbei werden bestimmte Körperbereiche abgeklopft und mit Augenbewegungen kombiniert – grob zusammengefasst geht es dabei um eine Bewertung der Situation mit beiden Gehirnhälften. Oft werden Situationen nur emotional (also nur mit der linken Gehirnhälfte) bewertet, was dann u.a. zu Ängsten führen kann. Mit den Übungen sollen beide Gehirnhälften verbunden werden und die empfundene Angst wird abgeschwächt
  • Überlege dir, was dir gut tut – sowohl in der Schwangerschaft als auch unter der Geburt. Solltest du in der Schwangerschaft schon ein Entspannungsritual für dich gefunden haben, lässt sich dieses vielleicht auch mit in die Geburt nehmen. Viele Frauen entspannen zuhause immer wieder zur gleichen Musik und verwenden dazu auch beruhigende ätherische Öle als Raumbeduftung. Lavendel oder Melisse sind beruhigend, Neroli gilt als ,,Notfallduft“. Ätherische Öle kannst du sicher während deiner Geburt nutzen, z.B. auf einem kleinen Tonstein oder Taschentuch. In einigen Kliniken darf man auch seine eigene Musik mit in den Kreissaal nehmen
  • Manchen Frauen tut es gut zu wissen, dass zuhause alles vorbereitet ist und man dort in eine stressfreie Zeit starten darf. Neben den ,,üblichen“ Dingen wie Windeln, dicke Einlagen, Lanolincreme etc., macht es auch Sinn in der Schwangerschaft schon vorzukochen und einzufrieren. Die Zutaten für ,,Energiebällchen“ auf Vorrat zu haben, kann ich jeder Familie empfehlen!
  • Topfen ist das Wundermittel beim Milcheinschuss – im besten Fall warten schon ein paar Packungen im Kühlschrank auf dich wenn du heimkommst
  • Bachblüten helfen dir dabei, dich psychisch wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Zwei Beispiele hier: ,,Mimulus“ hilft, die Angst vor Krankheiten loszulassen, ängstliche Nervösität zu beruhigen, mutig und stark zu sein. ,,Walnut“ schützt unsere äußere Hülle – sie hilft, sich nicht durch negative Stimmungen anstecken zu lassen, bei Schwierigkeiten mit Veränderungen.
  • Last but not least führt die Ausgangsbeschränkung (im besten Fall, je nach Beruf) dazu, dass ihr in der neuen Familienkonstellation dann viel viel Zeit gemeinsam verbringen dürft

Der Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich hoffe aber, dass er dir die ein oder andere Idee liefert, wie du dir in Zeiten wie diesen etwas gutes tun kannst. Damit du in deiner Mitte bleiben kannst und diese wundervolle Zeit trotzdem mit einem guten Gefühl begehen kannst.

Ich wünsch dir alles Liebe!

Michaela