Familie lässt im Sonnenuntergang einen Drachen steigen

Warum ist Qualitätszeit so wichtig für unsere Kinder, liebe Michaela?

Diese Frage beantworten heute zwei Michaelas. Nämlich ich, Michaela Magg von Familie im Lot, und Michaela Pichler von Schutzengelmein. Sie ist unter anderem Kindergartenpädagin, Musikpädagogin und Frühförderin.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Michaela Magg

Familien sind die kleinste Einheit der Gesellschaft. Das erste Lernen von Werten, Regeln, Moralvorstellungen, Rollenverteilungen etc. geschieht in der Familie. Familie ist der Ort, an dem Kinder sich frei entfalten dürfen und an dem sie etwas über die Welt da draußen erfahren können. Sie dürfen sich entwickeln, Dinge ausprobieren und im geschützten Rahmen lernen.

Außerdem machen Kinder die ersten Bindungserfahrungen in ihrer Familie.
Bindung ist Leben – denn ohne die Verbindung zu anderen Menschen können wir nicht überleben. Je jünger der Mensch, umso abhängiger ist er von Personen, die sich um ihn kümmern, ihn lieben, annehmen und ihm erlauben, sich zu entwickeln.

Qualitätszeit vereint genau diese beiden Punkte. Es bedeutet, dass Mama oder Papa eine gewisse Zeit am Tag intensiv mit ihrem Kind verbringen. In dieser Zeit gibt es keine Ablenkung – nur das Gemeinsame Erleben oder Tun ist wichtig. Dabei lernen nicht nur die Eltern etwas über ihre Kinder, sondern auch die Kinder nehmen ihre Eltern mit all ihren Facetten wahr. Zusätzlich wird durch das Gemeinsam sein die Bindung zueinander und der Selbstwert gestärkt, man fühlt sich gesehen, angenommen und geliebt. Oft entstehen in solchen intensiven Momenten die schönsten Erinnerungen.

Herausforderung Alltag

Eine Herausforderung wird das gemeinsame, unabgelenkte Zeit verbringen natürlich dann, wenn der Alltag stressig ist, viel gearbeitet wird um Geld zu verdienen oder mehrere Geschwister in der Familie leben. Manchmal passiert es, dass ältere Geschwister dann ,,unten durchfallen“, weil sie ja die Größeren sind und (vermeintlich) besser zurückstecken können. Wichtig ist, dass man sich einfach über die Umstände bewusst ist und für sich selbst einen Plan hat, wie jeder zu seiner ganz besonderen, ganz eigenen Zeit kommen kann. Oft gibt es kleine Zeitintervalle, die man für kurze, aufmerksame Gespräche, ein gemeinsames Lied oder eine kleine Kuscheleinheit nutzen kann.

Je nach Alter und Entwicklungsstand gibt es natürlich verschiedene Aktivitäten, die sich für eine gemeinsame Zeit anbieten. Für Babys werden gerne Massagen genutzt, Kleinkinder und Kinder backen, spielen, musizieren oder kuscheln gerne. Ein Teenager fühlt sich vielleicht gesehen und wertgeschätzt, wenn man mit ihm auf eine Limonade ins Kaffeehaus geht und sich mit ihm über seine Interessen unterhält.
Das Bedürfnis nach Wertschätzung, Anerkennung und Gesehen werden endet jedoch nicht mit dem Erwachsen werden. Ab einem gewissen Alter sind dann eher Freunde oder Partner diejenigen, mit denen man gerne Qualitätszeit verbringt.

Michaela Pichler

Wir waren die letzten Tage gemeinsam am Meer und haben so richtig genossen! Zeit für uns gemeinsam, Zeit für uns allein, Zeit zu zweit mit Mama oder Papa – Qualitätszeit pur!

Im Alltag ist das oft schwieriger: Haushalt, Arbeit, Erledigungen wollen uns oft einen Strich durch die Rechnung machen.

Qualitäts-Oasen schaffen

Wir versuchen uns zu Hause Qualitäts-Oasen zu schaffen. Das sind z.B. völlig arbeitsfreie Tage, handyfreie Stunden und Zeit mit Mama und Papa alleine.

Aber vor allem unsere kleinen Qualitäts-Oasen genießen unsere Kinder sehr: Am Morgen liebt Johannes unsere Zweisamkeit in der Küche wenn Luisa noch schläft. Zu Mittag genießt Luisa unsere Kuschel- und Ruhezeit am Sofa, wenn Johannes noch schläft. Gemeinsames Schaukeln, Sandkuchen Bauen, Spazieren gehen, Tiere besuchen oder „einfach nur“ zusammen sein stärkt unsere Bindung, das Selbstvertauen, unsere Familien-Gemeinschaft.

Ja- manches Mal ist es anstrengend für mich. Meistens hätte ich 5 andere Dinge im Kopf, die auch zu erledigen wären. Manches Mal vergesse ich, wie wichtig diese Zeit für uns ist und am Ende des Tages habe ich das Gefühl, die Kinder sind nur „nebenbei gelaufen“.

Das sind die Zeiten, in denen ich alles als anstrengend empfinde, die Kinder unausgeglichen wirken und ich ultra leicht gereizt bin. Ich habe oft tagelang ein schlechtes Gewissen, die Kinder hängen am Rockzipfel und beschäftigen sich gar nicht mehr selbst bzw. alleine. Meistens ist es dann mein Mann, der den Stopp-Knopf drückt, mir verdeutlicht, was bei uns los ist- in der Regel fühle ich mich dann erstmal unverstanden und bin grantig. Schnell merke ich aber, dass er recht hat…

Ich lege das Handy weg, lasse die Arbeit liegen und wir haben wieder unsere kleinen Oasen. Fast sofort merke ich, wie die Kinder ruhiger werden, wir uns gegenseitig entschleunigen. In weiterer Folge ruhen wir alle wieder in uns selbst, Mama und Papa können wieder in Ruhe Dinge erledigen und gemeinsame Zeit genießen.

Vielleicht ist eure gezielt gewählte Qualitätszeit eine Massage, ein gemeinsamer Kurs, Bilderbuchzeit vor dem Schlafen gehen oder das gemeinsame Kochen.  Egal was euch als Familie gut tut – lieb gewonnene Gewohnheiten tun euch als Familie, aber vor allem auch euren Kindern ungemein gut und sie werden es euch durch mehr Ruhe und Gelassenheit danken.

Meldet euch wie immer gerne bei mir,
Eure Michaela Pichler
www.schutzengelmein.at